Bettina Flitner
Bettina Flitner, Kölner Fotografin und Filmemacherin, weiß ihr „filmisches Auge“ auch für ihre Fotoarbeiten zu nutzen – und ist eine Meisterin darin, mit der Fotokamera Geschichten zu erzählen. Nach einer Ausbildung zur Cutterin beim WDR studierte sie an der „Deutschen Film- und Fernsehakademie“ in Berlin. Bereits ihre ersten Filme wurden vielfach ausgezeichnet. Als Fotografin ist Bettina Flitner eine Autodidaktin, die die unterschiedlichen Genres geschickt zu mischen weiß: So schlagen ihre Werke eine Brücke zwischen dokumentarischem Journalismus und inszenierter Fiktion.
Ihre ersten seriellen Fotoessays erregten bundesweit Aufsehen. Mit ihrer „Reportage aus dem Niemandsland“, einer Fotoserie über Menschen aus West und Ost beim Mauerfall 1989, weiß sie Befindlichkeiten und Beklemmungen dieser Zeitspanne eindrucksvoll in eine ungewöhnliche Bildsprache zu übertragen.
Am Beginn der 1990er Jahre wuchsen Flitners Porträts zu überlebensgroßen Fotoskulpturen. Ihre vielbeachtete Trilogie „Mein Feind – Mein Denkmal – Mein Herz“ aus den Jahren 1992–1995 sorgte im „etablierten“ Kunstbetrieb für eine neue Diskussion über die Grenzen der Fotografie.
Ihre jüngste Arbeit „Frauen mit Visionen“, 50 Porträtessays über bedeutende Europäerinnen, erschien unlängst als Fotoband.
Frauen mit Visionen
Zwei Jahre lang reiste Bettina Flitner dafür durch Europa. Sie saß im Wohnzimmer von Miep Gies in Amsterdam, die einst Anne Frank versteckte und das Tagebuch rettete. Sie stand im Labor der Deutschen Christiane Nüsslein-Volhard, die den Nobelpreis bekam. Sie begleitete Franka Potente zur Ballettschule in Kreuzberg. Sie besuchte Marion Dönhoff kurz vor deren Tod in Blankenese. Sie ging mit der von der Mafia bedrohten Baronessa Cordopatri in die umkämpften Olivenfelder in Kalabrien. Und sie fotografierte die von sechs Leibwächtern bewachte holländische Politikerin Ajaan Hirsi Ali in den Dünen von Den Haag. Entstanden sind so 50 Porträts von großen Europäerinnen aus Kultur, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.