Preisträger der Ausstellungsreihe UPDATE COLOGNE #06 ist ANDREAS KAISER

 

Nach fünf erfolgreichen Durchläufen in den Vorjahren wird die Ausstellungsreihe „Update Cologne“ in den Räumen der Michael Horbach Stiftung in 2023 fortgesetzt. Die Jury beurteilte die 95 Bewerbungen der diesjährigen Ausschreibung einer sechswöchigen Ausstellung insbesondere mit Blick auf die Qualität der eingereichten jüngeren Arbeiten, des Gesamtwerks und der Tatsache, dass die Künstler:in seit mindestens zehn Jahren in Köln ansässig sowie anhaltend künstlerisch aktiv sein muss. Unter Beachtung dieser Kriterien fiel die Entscheidung für 2023 auf Andreas Kaiser.

Die Ausstellung von Andreas Kaiser wird am Sonntag, den 15. Januar 2023 von 11 bis 14 Uhr mit einer Vernissage und Einführung durch Kay von Keitz eröffnet und eine rund sechswöchige Laufzeit haben, bis zur Finissage und Katalogpräsentation am Sonntag, den 26. Februar 2023, ebenfalls von 11 bis 14 Uhr. 

Am Sonntag, den 29. Januar 2023 wird um 12 Uhr ein Artist Talk mit der Kuratorin Birgit Laskowski stattfinden.

Der Künstler wird – neben Werken aus seinen Objekt-Serien der „Schnitte“ und „Lichtzeichnungen“ – eine eigens für den Raum konzipierte Installation der Werkgruppe „Home“ zeigen, basierend auf einem langjährigen, global durchgeführten partizipatorischen Projekt in Kooperation mit Kindern aus mehreren Kontinenten: Im Herbst 2002 begann in Deutschland ein Projekt, das mit den Mitteln der Architektur, Zeichnung und Skulptur Kinder und Institutionen auf allen Erdteilen verbindet. Häuserzeichnungen von 300 deutschen Kindern im Alter von 8 bis 13 Jahren wurden gesammelt. Auch in Südafrika zeichneten 300 Kinder in verschiedenen Workshops ihre Häuser. Nach dem Einsammeln wurden ihnen die deutschen Kinderzeichnungen vorgelegt. Aus Terracotta sollten faustgroße deutsche Häuser gebaut werden. Die zweidimensionale Architektur-Zeichnung wurde in eine skulpturale Form gebracht und eigene kulturelle Hintergründe mit eingearbeitet. So entstanden etwa deutsche Rundhäuser (Rondavels) und Satellitenschüsseln wurden zu kugelförmigen Dachkonstruktionen. Im Jahr darauf wurden in Australien südafrikanische Häuser gebaut, ein Jahr später in Indien australische Häuser. Im jeweiligen Land wurde eine ortsspezifische Installation präsentiert. Danach wurden die Häuser nach Köln verschifft. Ziel war es, alle Kontinente in einer großen Installation zu verbinden, die nun bei "Update Cologne" ihre Umsetzung finden wird.

Der Künstler wurde 1967 in Fürth geboren. Sein Studium an der Kunstakademie Münster, das er 1988 begann, schloss er 1996 bei Professor Joachim Bandau ab und erhielt im Anschluss ein Stipendium der Cité Internationale des Artes, Paris. Seit 2008 hat er eine Professur für Kunst und Raum an der Hochschule Mainz inne. Von 2010 bis 2014 war er Vorsitzender des Kunstbeirates der Stadt Köln. Seit 2012 ist er Mitglied des deutschen Künstlerbundes. Kaiser lebt und arbeitet in Köln und Mainz. 2002 war er vierter Villa Aurora Stipendiat des Kölner KunstSalons.  

Andreas Kaiser schafft speziell für den jeweiligen Ort entwickelte Installationen. Die Interventionen und Projekte des Künstlers fordern die Besucher:innen zumeist nicht nur zur Betrachtung, sondern zur unmittelbaren Erfahrung durch körperliche Interaktion mit ihnen auf. Der Künstler verwendet dafür dem Alltag entnommene Materialien und Gegenstände – zum Beispiel goldglänzende Rettungsfolien oder alte Koffer – und fügt diese in den Kunstkontext ein. Dort bleiben sie nicht isolierte Fremdkörper, sondern treten in Beziehung zu den sie umgebenden Elementen und zu den Betrachter:innen. Sie laden dann dazu ein, Bekanntes auf neue Weise zu erleben, dessen Wahrnehmung zu verändern und es selbst im Prozess der persönlichen sinnlichen Aneignung zu verwandeln: So konnten Besucher:innen seiner vergangenen Ausstellungen einen Parcours elastischer, dicht gesetzter roter Stangen durchlaufen, trafen auf Anordnungen, die im wahrsten Sinn des Wortes „die Dinge auf den Kopf“ stellten –  wie eine Gruppe von Zelten, die ungewohnter Weise nicht auf dem Boden aufgerichtet waren, sondern von der Decke herabhingen. Ein anderes Mal forderte ein raumfüllendes Labyrinth aus Duschvorhängen Abenteuerlustige dazu auf, sich ihren Weg hindurch zu bahnen. Andreas Kaiser wandelt Vertrautes in etwas überraschend Andersartiges: Er konstruiert künstliche Eisberge, die inmitten eines heimischen Sees schwimmen, baut Schweizer Bergzüge aus Teppichboden nach oder nötigt Museumsbesucher zu Umwegen in bekannten Räumlichkeiten, angesichts unerwarteter Wände aus lichtdurchlässigen Folien. 

Das geschieht bei aller Experimentierfreude des Künstlers im Umgang mit verschiedenen Materialien nie lediglich um der Gestaltung der Objekte selbst willen: Kaiser interessiert sich sehr dafür, in seinen Kunstwerken gleichzeitig die geschichtlichen Zusammenhänge des jeweiligen Umfelds bewusst zu machen. Andreas Kaiser verhilft Vergangenem und Zukünftigem, das mit dem Ausstellungsort verbunden ist, mittels optischer Verschiebungen zur Sichtbarkeit, macht es durch Temperaturänderungen spürbar oder mithilfe akustischer Elemente vernehmbar. Seine künstlerischen Eingriffe stellen bestehende Ordnungsgefüge infrage und neue Sinnzusammenhänge her – immer im Dialog mit den Betrachtenden und dem Umraum.